Dinnix
himmelte seine Freundin an, die er nach einer wilden Verfolgungsjagd
endlich in der Nähe des kleinen Teiches gestellt hatte. Zu
guter Letzt waren sie noch einige Schritte weit über den moosigen
Grund des Waldes gerollt und Tayrén saß nun rittlings
auf ihrem jungen Freund, dessen Arme sie in Siegerpose am Boden
festhielt. Ihre lange, im Licht des Tages funkelnde goldene Mähne
vermischte sich mit den langen schwarzen Haaren von Dinnix und mit
all den Farnrispen und Moosteilen im Haar sah sie eher wie eine
wilde Dryade, denn ein jugendlicher Halbling aus.
Wenn deine
Eltern uns hier so sehen würden, lachte Tayrén
auf und ließ die Arme los, um Dinnix leichtes Hemd aus der
Hose zu ziehen, werden sie uns wahrscheinlich nicht mehr zusammen
losziehen lassen.
Ich dachte,
grinste der junge Halbling unverschämt und zupfte Teile von
Farn und Moos aus dem Haar seiner Begleiterin, wir sollten
Kräuter sammeln? Er hielt ihr die Pflanzenteile vor die
Nase. Sie lachten laut auf.
Wenn unser
Clan davon erfährt, bist du tot, Dinnix! Die Unbekümmertheit
wich einen kleinen Augenblick aus dem Gesicht des Halblings und
er ergriff die Handgelenke seiner Begleiterin fest. Sie sah ihn
irritiert an.
Tay ...,
begann Dinnix flüsternd und seine Stimme zitterte dabei. Ich
will nicht daran denken, was passiert, wenn sie es erfahren würden.
Schlimmstenfalls würden sich unsere Clans gegenseitig an die
Gurgel gehen ... Aber ich liebe dich und der Tod scheint mir einfacher
zu ertragen, als dich nicht mehr sehen zu dürfen. Ich ...
Dinnix!
Tayrén sah auf ihre Handgelenke hinunter und dann mit schmerzverzerrtem
Gesicht den Halbling unter sich an. Für seine siebzehn Lebensjahre
war er ungewöhnlich kräftig und wild, was sie schon mehr
als einmal eindrucksvoll erlebt hatte.
Oh!
rief er und blickte gedankenverloren auf. Dann ließ er schnell
die Gelenke seiner Freundin los, um sie näher an sich heranziehen
zu können. Tayrén kam ihm zuvor, schnappte sich die
Mähne ihres Gegenübers gleich über den Ohren und
fixierte ihn so auf den Boden, um gleich darauf kichernd über
ihn herzufallen.
Auf dem weichen
Moos hatten sie keinerlei Schwierigkeiten, einen geeigneten Platz
zu finden, um sich mehrmals innig und ausgiebig zu lieben. Schließlich
lagen sie erschöpft nebeneinander, während die Sonne sich
langsam auf ihren Weg vom Himmelszelt machte.
Lass uns
schwimmen! rief Tayrén, sprang auf und sprang mit einem
Satz in den Teich. Einig kleinere Tiere verließen voller Panik
das Wasser. Die Halblinge waren in der jüngeren Vergangenheit
oft genug hier gewesen und im Normalfall hieß dies, in Deckung
zu gehen.
Dinnix setzte sich langsam auf und schüttelte den Kopf. Tayrén
schien niemals genug zu bekommen. Sein Blick wanderte über
die kleine Lichtung und mit einem Schmunzeln sah er die verschiedenen
Kleidungsstücke auf einer großen Fläche verstreut.
Er stand auf, sammelte Hosen und die weichen Lederstiefel ein; Gürtel
und Messer, ein kurzes gebogenes Schwert, Hemden, ein lederner Beutel
für Kräuter und ein kleines Amulett folgten, um auf einem
Haufen zu landen. Dann eilte er zum Wasser, um sich ebenfalls eine
kleine Erfrischung zu gönnen. Jedenfalls, wenn Tayrén
und ihm nicht wieder etwas Besseres einfiel.
***
Gib endlich
zu, zischte Arkan böse, dass du dich verlaufen
hast!
Wir haben
uns verlaufen, antwortete Kasta lakonisch. Wir. Nicht
nur ich.
Gemurre entstand
in der kleinen Truppe, doch Kasta blieb plötzlich stehen, drehte
sich herum und schlug dem einen halben Kopf kleineren Arkan die
Faust ins Gesicht. Unvorbereitet taumelte dieser rückwärts
und stieß gegen Deeka, eine ältere Kriegerin, die ihn
wütend von sich stieß.
Nun wird
mal nicht zudringlich, Kleiner, setzte sie mürrisch hinzu
und verzog ihr von zwei großen Narben entstelltest Gesicht
zu einem hässlichen Grinsen. Der linke Mundwinkel zuckte dabei
wild, offensichtlich war der Heiler ein Quacksalber gewesen oder
aber die Amazone hatte nicht das notwendige Geld gehabt, sich einen
vernünftigen Heiler zu suchen.
Nenn mich
nicht immer Kleiner!, brauste der jugendliche Mensch auf,
rollte herum und sprang auf. Dabei versuchte er, sein Schwert zu
ziehen, welches sich allerdings mit dem Heft im Tragegurt seines
Ruchsacks verheddert hatte. Deekas Linke schnellte vor und erwischte
den Jungen an der Gurgel. Ihr Funkeln in den Augen verhieß
nichts Gutes und Arkan ließ schnell vom Heft seiner Waffe
ab und spreizte die Arme in einer unterwürfigen Geste von sich.
Er hatte Deeka oft genug bei den Spielchen mit ihren Opfern beobachtet,
um zu wissen, dass er hier und jetzt keine Chance hatte. Doch die
Amazone hielt ihn noch immer in ihrem stahlharten Griff und langsam
ging ihm die Luft aus.
Komm, lass
den Scheiß, maulte Tek, ein weiterer Krieger in dem
Tross, und legt seine Rechte auf die Schulter der Amazone. Der Junge
entglitt ihrem Griff und sie wirbelte zu Tek herum, um ihm eine
zu langen.
Ich habe
dir gesagt, dass du mich nicht anfassen sollst!, keifte sie.
Tek schlug ihren Angriff jedoch beiseite und verpasste der Kriegerin
nun seinerseits einen leichten Stoß vor den ledernen Brustpanzer.
Zwar war der Hieb keineswegs derart, dass er sie von den Füßen
geschickt hätte, dennoch schien sie etwas überrascht.
Wollen wir
spielen? Tek sah sie herausfordernd an. Kleine?!
Hört auf!, ging Kasta nun herrisch dazwischen,
sah Deeka fest an und hielt schon einmal seine Hand ausgestreckt,
um Arkan wieder aufzuhelfen. Der schlug die Hilfestellung jedoch
aus und erhob sich maulend aus eigener Kraft.
Scheiße,
Kasta!, fauchte die Kriegerin und funkelte den Anführer
böse an. Der Typ ist ein Haufen Scheiße. Irgendwann
schlitze ich ihm seinen feisten Wanst auf, schneide ihm sein Ding
ab und stopfe es dir in die Fresse!
Sie ist
einfach herrlich, wenn sie sich aufregt, warf Nykor sarkastisch
ein, nachdem er sich vergewissert hatte, außer Reichweite
zu stehen.
Krieg dich
ein, De! Kasta wurde langsam sauer. Mit einer Handbewegung
wies er Tek an, sich jetzt herauszuhalten. Sein Blick heftete sich
auf den grinsenden Nykor.
Komm schon,
Kasta, entgegnete Nykor und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
Ich halt ja schon die Klappe.
Wir hätten
niemals in diese beschissene Gegend ..., brüllte Deeka
weiter. Sie war wirklich außer sich und gerade auch in den
letzten Tagen überhaupt nicht mehr zu genießen gewesen.
Deeka!,
schrie Kasta jetzt mit zornesrotem Kopf. Es reicht jetzt!
Jetzt! Wir sind doch gut bezahlt worden. Und wir werden den gleichen
Betrag noch einmal bekommen, wenn wir hier wieder heraus sind.
Wenn ist
übrigens das Stichwort, Kasta, warf Nykor lakonisch ein
und erntete einen giftigen Blick seines Anführers. Daraufhin
hob er beide Hände in einer unschuldigen Geste an und setzte
ein mitleidheischendes Gesicht auf. Kasta musste unwillkürlich
grinsen. Nykors Art war geradezu einmalig und er hatte bislang noch
jeden Gegenüber hereingelegt. Aber Kasta wusste nur zu genau,
dass sich hinter der Maske des verspielten und unschuldigen Jünglings
ein erfahrener Krieger verbarg, den es glücklicherweise noch
nicht im Gesicht erwischt hatte.
Deeka hatte sich
irgendwann beruhigt und sogar bei Arkan entschuldigt, der dies mürrisch
entgegennahm. Kasta erklärte seiner kleinen Truppe noch einmal,
dass er sich in der Tat nicht bewusst war, in welchem Teil des Waldes
sie sich gerade aufhielten, der Fen-Aurôgh, die große
Verbindungsstraße durch die Elfenländer, allerdings nicht
allzu weit entfernt sein dürfte.
Ziemlich
vage Sache, Meister, meinte Nykor ernst.
Eine eher
heikle Sache, stimmte Kaste diesmal sogar zu. Wenn ich nur
daran denke, dass wir hier diesen kleinen Biestern in die Arme laufen
könnten, wird mir ganz anders.
Kleine Biester?
Arkan blickte irritiert in die Runde.
Halblinge,
erklärte Deeka und eine ungewohnte Bitterkeit schwang in ihrer
Stimme mit. Die kleinen Miststücke sind verdammt gute
Kämpfer, etliche unter ihnen exzellente Magier und Psioniker
und der Rest beschäftigt sich damit, dir das Fell über
die Ohren zu ziehen. Je jünger ein Opfer ist, umso schneller
landest du am Spieß oder im Topf.
Sie ...,
schluckte Arkan entsetzt. "Das sind Menschenfresser?!
Nicht alle,
aber viele Stämme halten Menschen für eine Delikatesse.
Sie veranstalten regelrechte Treibjagden! Kasta sprach hier
durchaus aus Sachkenntnis. Er hatte schon genug gute und schlechte
Kumpel an Halblingshorden verloren. Und so manches Mal hatte er
gerade dafür gesorgt, dass es die schlechten Kumpel waren,
die als nächster Festtagsbraten über einem Lagerfeuer
endeten. Bei dem Gedanken daran schmunzelte er sein gefürchtetes
Lächeln und Arkan lief ein Schauer über den Rücken.
Und dann gibt es da noch Gerüchte, dass sie Menschen
wie Vieh halten, damit immer wieder für Nachschub gesorgt ist
...
Scheiße,
flüsterte Arkan genervt. Hör auf. Da keiner
lachte oder ihn sonst wie aufzog, musste er wohl oder übel
davon ausgehen, dass dies ausnahmsweise einmal den Tatsachen entsprach.
Nach einer kurzen
Lagebesprechung gingen sie vorsichtig weiter und näherten sich
offensichtlich mit dem späten Nachmittag einer Lichtung. Unweit
voraus schimmerte Licht durch die dichten Bäume und Sträucher.
Auf ein knappes Zeichen ihres Anführers verharrte die Gruppe
sofort regungslos, während Kasta angestrengt lauschte.
Hatte er nicht Lachen gehört? Unmöglich zwar, aber vielleicht
liefen sie geradewegs Halblingen in die Arme. Kasta konnte sich
nur schwer vorstellen, dass die Halblinge so dumm waren, sich mit
Gelächter zu verraten, aber mitunter geschahen seltsame Dinge.
Er wies seinen Leuten Plätze im Unterholz zu, legt beinahe
seine gesamte Ausrüstung ab und machte ein Zeichen, dass er
nachsehen wollte, was sich auf der Lichtung abspielte. Tek schüttelte
zwar den Kopf, aber Kasta war bereits auf dem Wege, bevor irgendwer
einen Einwand machen konnte. Wobei letzten Endes fraglich war, ob
sich überhaupt jemand zu einem Einwand hätte hinreißen
lassen.
Kasta schlich sehr leise auf die Lichtung zu, behielt seine Umgebung
im Auge und achtete auf jedes noch so leise Geräusch. Ab und
an glitt sein Blick zu den Bäumen hinauf, dann spähte
er lange auf den Boden, um Fallen ausmachen zu können. Er wusste
nur zu genau, dass die Halblinge Meister der Tarnung und gar vortreffliche
Fallensteller waren. Immerhin jagten sie Wild, welches nicht ganz
so beschränkt war wie irgendwelches Getier. Aber da waren keine
Fallen und da waren auch keine Halblinge auf den Bäumen. Lediglich
Gelächter von zwei Personen drang nun etwas klarer an Kastas
Ohr.
Sehr vorsichtig näherte er sich durch dichten Grünbewuchs
und schob einen Wedel der beinahe mannshohen Farne nach dem anderen
beiseite. Gelächter und Geplansche machten ihn nun beinahe
sicher, dass es sich um unvorsichtige Reisende handelte, die möglicherweise
unweit der Straße einen Teich oder See entdeckt hatten. In
Gedanken malte er sich aus, wie sie die überraschten Gestalten
ausnehmen würden.
Aha! dachte er bei sich, als er vor sich auf einen Haufen
geworfene Kleidungsstücke ausmachen konnte. Langsam und sehr
bedächtig langte er vor und zog am Gürtel. Dann sah er
vor sich das kurze gebogene Schwert eines Halblings und ihm stockte
beinahe der Atem. Vorsichtig schob er sich weiter vor und spähte
um den Kleiderhaufen herum. In einem kleinen Teich bot sich ihm
ein bizarrer Anblick: Zwei Halblinge noch dazu offensichtlich
Jugendliche trieben Spielchen, zu denen er nach gut drei
Monaten in der Wildnis auch Lust gehabt hätte. Und weit und
breit waren keine anderen Halblinge zu sehen!
Während Kasta noch überlegte, sprang das Mädchen
aus dem Wasser und kam auf die Kleidungsstücke und damit auf
Kastas Versteck zugelaufen. Ihm wurde augenblicklich klar, dass
ihn jede Bewegung verraten hätte und so rührte er sich
nicht.
***
Tayrén
hatte jetzt genug und außerdem war es an der Zeit, sich wieder
auf den Heimweg zu machen. Sie tauchte Dinnix unter und verließ
fluchtartig das Wasser, um ihn nicht noch einmal zu animieren. Für
einen Tag mochte dies nun reichen!
Sie hockte sich vor den durcheinander liegenden Kleidungsstücken
nieder und begann darin zu suchen, als plötzlich aus dem Farn
vor ihr eine Hand hervor schnellte und sie bei den Haaren griff.
Bevor sie einen Schrei ausstoßen konnte, wurde sie nach vorn
zu Boden gerissen und eine zweite Hand schloss sich über ihren
Mund. Sie wurde in das Gebüsch gezerrt und war für einen
Augenblick derart irritiert, dass sie sich nicht wehrte. Dies gab
Kasta die Gelegenheit, von den Haaren abzulassen und nach dem Schwert
des anderen Halblings zu langen, dass er ihr an die Kehle hielt.
Kasta sprang lachend auf und trat vor, während er Tayrén
mit der freien Hand wieder an den Haaren ergriff und den Kopf in
den Nacken riss. Dinnix blickte entsetzt auf das Szenario und wollte
aus dem Wasser.
Bleib, wo
du bist!, rief der Mensch und hob die Klinge noch etwas näher
an den Hals des Mädchens. Verstehst du mich?!
Ja.
Dinnix nickte. Tu ihr nichts. Bitte!
Hängt
von dir und der Kleinen ab, Bastard, brummelte Kasta wenig
verständlich. Dann stieß er einen kurzen Pfiff aus, der
seine Begleiter auf den Plan rief.
Wie eine Horde Ennus auf der Flucht brachen sie durchs Unterholz
und landeten dann ebenfalls am Ufer des Teiches. Nykor und Deeka
staunten nicht schlecht, Tek schüttelte einmal mehr den Kopf
und Arkans Kinnlade klappte herunter.
Kasta,
maulte Deeka quengelnd. Was soll denn das jetzt schon wieder?!
Festhalten!,
befahr er barsch und schleuderte Tayrén Nykor in die Arme,
der sie mit festem Griff an sich zog.
Nicht schlecht,
die Kleine, meinte Tek beifällig.
Dürfte
nur was eng werden! feixte Nykor und zog den Griff etwas fester
an, so dass Tayrén mit schmerzverzerrtem Gesicht zu ihrem
Peiniger aufblicken musste.
Für
dein Teil völlig ausreichend, stellte Deeka beinahe sachlich
fest und maß ihre Gefangene mit abschätzendem Blick.
Dabei vergaß sie jedoch keinen Augenblick, dass sie es hier
mit Halblingen zu tun hatten.
Kasta war unterdessen
an den Rand des Teiches getreten und maß den wüst aussehenden
jungen Halbling genau. Dieser hier schien für sein Alter gut
durchtrainiert und im Kampf nicht unerfahren. Kasta würde nicht
den Fehler machen, das scheinbar harmlose Kerlchen mit dem freundlich
kindlichen Gesichtsausdruck zu unterschätzen.
Komm jetzt
da heraus, wies er den Halbling an. Langsam, wenn dir
das Leben deiner Freundin lieb ist! Da Dinnix keine Möglichkeit
sah, Tayrén ohne Gefahr für deren Leben zu Hilfe zu
eilen, kam er der Aufforderung nach. Sein Blick glitt dabei stets
an Kasta vorbei zu der Gruppe, die seine Begleiterin hielten.
Nein!!!
Selbst für Kasta überraschend stürmte der Halbling
plötzlich los, als er sah, dass Nykor Tayrén zu Boden
geworfen hatte und mit Arkan und Deeka festhielt, während Tek
sich an seiner Hose zu schaffen machte. Kastas Arm schnellte hervor
und erwischte die schwarze Mähne des Halblings, den es in vollem
Schwung erwischte und mit einem Aufschrei herum wirbelte. Dinnix
landete auf dem moosigen Boden und ein langes Schwert war an seiner
Kehle.
Ich sagte
langsam!, brüllte Kasta wütend. Was soll der
Blödsinn?!
Dinnix wand sich
im Griff des Menschen und sein verängstigter Blick lieb auf
die Gruppe gerichtet. Kasta warf einen schnellen Blick hinüber
und ihm stockte beinahe der Atem.
Verdammt,
murrte er, ließ den Halbling einen Halbling sein und sprang
auf. Schnell lief er zu der Gruppe hinüber und erreichte Tek
mit herunter gelassener Hose, wie er bereits vor Tayrén kniete,
die sich unter Weinen und Schmerzensschreien in den stahlharten
Griffen von Deeka, dem grinsenden Arkan und Nykor wand. Ein Faustschlag
schickte Tek zur Seite zu Boden, dann stand Kasta über Tayrén
und hielt ihr das Schwert an die Kehle.
Keinen Augenblick zu früh, denn schon war Dinnix zur Stelle,
um die Chance zu nutzen. Aber der Halbling kam nur einen kleinen
Moment zu spät, fiel sofort auf die Knie und sah Kasta bittend
an.
Tu ihr nichts,
bat er eindringlich. Bitte!
Was fällt
euch eigentlich ein! keifte Kasta seine Begleiter an. Seid
ihr noch von allen guten Geistern verlassen? Sein Blick ruhte
auf Deeka. Doch die Kriegerin zog nur leicht die Schultern in die
Höhe, während Tayrén langsam zur Ruhe kam.
Zieh dich an, maulte Kasta Dinnix an. Der erhob sich
mit Tränen in den Augen und wich keinen Schritt von der Stelle.
Zieh dir
was an! Kasta wurde langsam nervös und so kam der Halbling
seiner Aufforderung schließlich nach.
Also ehrlich,
Kasta ... Tek erholte sich langsam von dem Hieb, richtete
seine Kleidung wieder her und machte nicht den Eindruck, dass er
mit der Entscheidung und dem Handeln seines Anführers einverstanden
wäre.
Fesseln!,
kommandierte er jedoch kommentarlos und Tek ging zu dem inzwischen
beinahe wieder angezogenen Dinnix hinüber. Als der Halbling
fertig war, schnürte er die Hände auf dem Rücken
zusammen und stieß ihn brutal zu Boden. Dinnix starrte Tek
durchdringend an, blickte dann aber wieder zu Kasta und Tayrén
hinüber. Tek verschnürte auch die Fußgelenke des
Halblings und sah dann erwartungsvoll zu Kasta hinüber.
Loslassen!
Deeka, Arkan und Nykor ließen Tayrén los, die sich
schluchzend aufrichtete und die Knie anzog. Und du,
befahl er Tayrén barsch, wirst dich jetzt anziehen.
Denk immer daran, dass du zwar fliehen kannst, wir dann aber aus
deinem Freund Hackfleisch machen!
Tayrén
reagierte nicht und Kasta griff ihr ins Haar, um sie auf die Beine
zu ziehen. Verwirrt und voller Schmerz laut aufschreiend sah sie
den Menschen an.
Sie versteht
dich nicht!, rief Dinnix entsetzt und versuchte aufzuspringen.
Ein Tritt in die Seite schickte ihn jedoch stöhnend zu Boden.
Dann sag
du es ihr, Bastard, maulte Tek und trat noch einmal nach.
Dinnix japste nach Luft.
Hör
jetzt auf, beendete Kasta den Wutausbruch seines Begleiters.
Dann ließ er Tayrén los und gab ihr mit einer Kopfbewegung
zu verstehen, dass sie zu ihrem Freund gehen könne. Stolpernd
und schluchzend stürzte Tayrén zu Dinnix und hockte
sich neben ihn. Zärtlich nahm sie seinen Kopf in beide Hände
und küsste ihn, dann schmiegte sie sich eng an ihn.
Übersetz
es. Kasta stand neben den beiden. Jetzt!
Dinnix kam der
Aufforderung nach und Tayrén sah zu Kasta auf. Dann nickte
sie und sagte etwas in ihrer seltsamen Sprache.
Was hat
sie gesagt? Kasta legte die Stirn in Falten und sah zu Dinnix
hinunter. Doch der schüttelte lediglich leicht den Kopf.
Keine Spielchen,
Jungchen! Ich warne dich.
Sie sagt,
Dinnix keuchte noch immer, dass sie dir gehorcht.
Gut. Dann
soll sie sich jetzt anziehen.
Tayrén
hatte sich noch immer nicht beruhigt, als sie bereits wieder bekleidet
vor Tek stand, der Dinnix mit fachmännischen Knoten an einen
massiven Baum band. Der Blick des Menschen traf den von Tayrén
und verhieß nichts Gutes. Schnell sah sie beiseite und ging
dann zu ihrem Begleiter.
Wenn sie
die Stricke auch nur anpackt, Bastard, warnte Tek mit giftigem
Blick, bist zumindest du tot! Dinnix wies Tayrén
stöhnend an, nicht an die Stricke zu fassen.
***
Wir werden
hier lagern, verkündete Kasta schließlich, da der
Tag sich langsam seinem Ende näherte.
Bist du
völlig durchgedreht? Deeka sah ihren Anführer an
als habe er gerade verkündet, dass zwei und zwei fünf
sei. Wollen wir uns nicht besser gleich gegenseitig umbringen
und auf einem Feuer zubereiten?! Also ehrlich, Kasta, ich ...!
Halt endlich
einmal die Schnauze! Kasta hatte das ewige Genörgel gründlich
satt. Ich möchte einmal erleben, dass ihr das tut, was
man euch sagt. Denkt ihr ich wäre so alt geworden, wenn ich
auf einen von euch Holzköpfen gehört hätte? Wir bleiben
hier. Ich will kein Wort mehr hören.
Ach, und
Deeka, setzte er nach einer kurzen Pause ruhiger hinzu, die
Halblinge lässt du gefälligst in Ruhe. Und das gilt natürlich
auch für alle Anderen! Dann ging er zu den Gefangenen
hinüber.
***
Wo kommt
ihr her und wo ist euer Stamm? fragte Kasta den bestens verzurrten
Dinnix. Doch der schwieg sich lediglich aus.
Hör
mal zu, Kleiner, Kasta atmete tief durch und setzte einen
genervten Blick auf, mir liegt gar nichts daran, euch auch
nur ein Haar zu krümmen, aber ich habe auch keine Lust, eurer
Sippe in die Arme zu laufen und dann als Hauptgericht zu enden.
Wenn das
so ist, maulte Dinnix, solltest du uns schnell gehen
lassen. Nur wenn wir hier bleiben, dürften unsere Clans bald
nach uns suchen und ...
Ihr seid
von verschiedenen Clans? Kasta schmunzelte. Er hatte schon
so manchem Halbling Informationen entlockt, so dass er die Situation
nach seinen Vorstellungen relativ gut einschätzen konnte. Sein
Blick heftete sich auf Tayrén, die einen halben Schritt zurück
wich, ihre Hand aber nicht von Dinnix Schulter nahm. Da bin
ich aber gespannt, was die zu eurem munteren Treiben zu sagen haben!
Kasta lachte laut
und schallend auf. Dinnix stieg die Zornesröte ins Gesicht
und er stemmte sich gegen die Fesseln. An den Handgelenken quoll
Blut unter den Stricken hervor, die Seile um den Baum ächzten
bedenklich. Tayrén hielt Dinnix zurück, sich weiter
zu verletzen, und redete schnell auf ihn ein.
Na, na,
konterte Kasta scherzhaft auf die offensichtlichen Beschimpfungen
des Halblings. Man musste die Sprache nicht verstehen können,
um sich auszumalen, welcher Art die Flüche waren. Beherrschung
ist nicht gerade dein Stärke, hm? Aber Scherz beiseite. Ich
erwarte, dass ihr uns zum Fen-Aurôgh bringt. Dann könnt
ihr gehen und niemandem wird ein Leid geschehen. Einverstanden?
Haben wir
eine andere Wahl?, keifte Dinnix böse.
Es gibt
immer eine Wahl. Die zwischen Leben und Tod. Ich könnte euch
meinen Begleitern überlassen. Deeka hat eine Rechnung mit Halblingen
zu begleichen, Tek hat seine Ambitionen bereits offenbart, Nykor
scheint wahrscheinlich an eine ähnliche Verlustierung zu denken
und Arkan könnte dabei eine Menge lernen. Eine Menge unnötiger
Dinge, versteht sich.
Einverstanden,
lenkte Dinnix ein. Lasst Tayrén gehen...
Ah, ah,
ah! Kasta machte ein belustigtes Gesicht und stemmte beide
Hände in die Hüften. Sag deiner kleinen Gespielin,
dass du tot bist, sobald sie außerhalb meiner Sichtweite ist.
Ich hoffe, Kleiner, du vertraust ihr, so wie ich ihr vertraue!
Der feixende Unterton jagte dem jugendlichen Halbling einen Schauder
über den Rücken und sein Blick glitt zu Tayrén
hinüber. Die sah ihren Begleiter jedoch nur fragend an.
Wie weit
ist es zur Straße? Kasta wirkte teilnahmslos, konnte
seine innere Anspannung dennoch kaum verbergen.
Zwei, vielleicht
drei Stunden, antwortete Dinnix wahrheitsgemäß
und wirkte nachdenklich. Es gibt da allerdings ein Problem!
setzte der Halbling hinzu, als Kasta sich bereits zum Gehen gewandt
hatte.
Welches
Problem?
Wir müssen
quer durch den GhyFaî ... Ein Waldstück, welches
einem Clan gehört, der nicht erfreut über eure Anwesenheit
sein dürfte.
In eurer Begleitung, Kasta winkte ab, fühlen
wir uns schon recht sicher. Jungchen, ich habe euch kleine Biester
schon oft genießen dürfen und dabei einige wichtige Erkenntnisse
gesammelt. Versuche nur nicht, mich zu verscheißern! Ihr geht
euch zwar gelegentlich auch einmal gegenseitig an die Gurgel, aber
ansonsten könnt ihr es einfach nicht ertragen, einen anderen
Halbling leiden zu sehen. Schluss jetzt!
Kasta!
Dinnix benutzte zum ersten Mal den Namen des Menschen. Wir
werden Ärger bekommen. Er sah Tayrén an und der
Frust stand ihm ins Gesicht geschrieben. Kasta runzelte die Stirn
und überlegte einen kleinen Augenblick, dann hellte sich sein
Blick auf.
Ihr dürft
nicht zusammen sein, stellte der Mensch sachlich fest. Ich
meine, zumindest nicht so ... Er wies auf den Teich und grinste
breit. Dinnix nickte ernst. Tayrén sah von einem zum anderen
und fragte sich, was hier gerade besprochen wurde.
Ich habe
gehört, Kasta rieb sich das Kinn, dass Halblinge
zu ihrem Wort stehen. Machen wir folgendes Geschäft: Ihr führt
uns zur Straße, bringt uns also in Sicherheit, und ich werde
euch die Gelegenheit geben, eine Rechtfertigung vorzubringen. Außerdem
werdet ihr gleichzeitig auch noch als Helden dastehen.
Und wie
soll das funktionieren? Dinnix blickte ein wenig erstaunt
ob dieses seltsamen Angebotes. Zwar war es Kasta gewesen, der sie
bislang vor den Übergriffen seiner Begleiter geschützt
hatte, aber diese Versicherung wirkte nun doch wenig glaubhaft.
Der Halbling konnte sich kaum vorstellen, wie sich dies abspielen
sollte.
Dein Wort?,
verlangte Kasta zu wissen, nachdem er sich vergewissert hatte, dass
keiner der anderen aus seiner Gruppe zuhören konnte. Dinnix
überlegte nicht zu lange und stimmte schließlich zu.
Übersetze
es, ordnete Kasta an und sah Tayrén mit einem Schmunzeln
an. Alles, Halbling, denn wenn ihr versuchen solltet, uns
herein zu legen, werde ich euch finden. Und wenn es das Letzte ist,
was ich in diesem Leben anstelle. Dinnix übersetzte und
dann und wann stellte Tayrén eine Frage, staunte Kasta ungläubig
an. Schließlich nickte sie zustimmend und trat wieder dichter
an Dinnix heran.
Du hast
ein gutes Auge, Kleiner, meinte Kasta aufmunternd und nickte
in Richtung Tayrén. Selbst für unsereins sieht
sie wirklich gut aus.
Soll ich
das auch übersetzen?
Wenn es
dir was bringt, setzte Kasta schlagfertig nach, griff in eine
Gürteltasche und holte ein kleines Messer heraus. Tayrén
zuckte zwar kurz zusammen, behielt diesmal allerdings die Fassung.
Es hätte wenig Sinn gemacht, die Gefangenen hier und jetzt
umzubringen. Kasta durchschnitt die Seile, die Dinnix am Baum festhielt.
Der Halbling strauchelte, da die Beine bereits eingeschlafen waren.
Tek hatte beim Fesseln ganze Arbeit geleistet und Dinnix jetzt unter
den Folgen zu leiden. Da Tayrén ihren Freund von der Seite
kaum halten konnte, ergriff Kasta den Halbling am linken Arm und
hielt ihn fest. Dann bückte sich der Mensch und durchschnitt
auch die Fußfessel. So auf gleiche Größe gebracht,
sahen sie sich einen kurzen Moment in die Augen und Kasta musste
unwillkürlich schmunzeln.
Ich wünschte,
meinte Kasta nachdenklich, wir hätten uns unter etwas
anderen Umständen kennen gelernt. In den Augen des Halblings
hatte er das Quäntchen Verschlagenheit, gepaart mit Schabernack
erkannt, das er nur zu gut kannte. Er sah es jedes Mal, wenn er
in den Spiegel blickte ...
***
Natürlich
gab es Aufruhr unter den Begleitern, als Kasta mit den Gefangenen
ans Lager schritt. Insbesondere Deeka war keineswegs davon begeistert,
die Halblinge in ihrer direkten Nähe zu wissen. Daran änderte
auch die Tatsache nichts, dass Dinnix Hände noch immer auf
dem Rücken gefesselt waren. Kasta beendete den Aufstand mit
einigen harschen Worten und wies seine Begleiter nunmehr an, die
Sachen sofort wieder zusammen zu packen, damit der Marsch fortgesetzt
werden konnte. Mit einigem Gemaule und Gemurre wurde das teilweise
errichtete Lager wieder abgebrochen und insgeheim fragten sie sich,
ob Kasta nun den Verstand verloren hatte.
Arkan betrachtete
indes neugierig die zwei Halblinge, die kaum älter als er selbst
waren. Eigentlich waren sie nicht so viel anders, wenn auch sehr
viel kleiner gewachsen. Durch ihre langen und dichten Haare wirkten
sie recht wild, andererseits gingen sie jedenfalls diese
beiden hier untereinander doch liebevoll miteinander um.
Nachdem er seinen Blick eine ganze Weile nicht von dem Pärchen
abgewendet hatte, traf sich sein Blick mit dem von Tayrén.
Im Bewusstsein, sie angestarrt zu haben, blickte er mit rotem Kopf
schnell fort und ging seiner Arbeit nach. Tayrén lächelte
und sprach dann weiter mit Dinnix.
Es gefällt
mir nicht, maulte Deeka und betrachtete die Gefangenen mit
mordlüsternem Blick, dass sie sich in ihrer Sprache unterhalten.
Also ehrlich, Kasta, du scheinst die Ruhe weg zu haben.
Hast du
einmal darüber nachgedacht, erinnerte Nykor seinen Anführer,
dass sie uns mit ihren Gedankenkräften ganz einfach außer
Gefecht setzen könnten?
Kasta ging zu
Nykor und stieß ihn mehrfach leicht mit der flachen Hand vor
die Stirn.
Ja,
meinte er nicht ohne sarkastischen Unterton, das habe ich
getan. Im Gegensatz zu dir habe ich nachgedacht. Die zwei hier sind
noch viel zu jung, um in diesen Kräften unterrichtet worden
zu sein. Sie könnten es allenfalls instinktiv nutzen. Und wenn
sie dazu in der Lage wären, hätten sie es im Augenblick
der Gefahr genutzt, während wir sie überrascht haben.
Nicht jetzt. Nykor, wenn du irgendwann auch einmal anfängst,
nachzudenken, wirst du sicher auch in der Lage sein, eine Gruppe
zu führen, die ihr Ziel nicht nur erreicht, sondern sogar mit
heiler Haut wieder zu Hause eintrifft. Wenn du jetzt das Denken
mir überlassen würdest, wäre ich dir sehr verbunden."
Nykor holte tief
Luft, sagte aber nichts mehr. Er hatte Kasta gründlich satt.
Irgendwann würde er sich vergessen und diesem aufgeblasenen
Fatzke eins auswischen. Sein Blick glitt zu den Halblingen hinüber
und hing seinen Gedanken nach, die sich mit den verschiedenen Todesarten
für Kasta beschäftigten. Und vielleicht würde sich
schon sehr bald eine ganz vortreffliche Gelegenheit dazu bieten.
Ich finde,
meine Arkan beiläufig, dass sie gar nicht gefährlich
aussehen.
Was?!"
Deeka wäre dem jüngeren Begleiter beinahe wieder an die
Gurgel gesprungen. Du meinst sie sehen nicht gefährlich
aus? Gut, da gebe ich dir durchaus recht. Es geht auch nicht ums
Aussehen, Jungchen. Sie sind es einfach, wenn du kapierst, was ich
meine. Denkst du, ich habe immer so ausgesehen wie jetzt? Was meinst
du wohl, woher alle diese netten Verzierungen stammen?
Schon gut,
schon gut, beruhigte Arkan sie. Vorsichtig wich er einen Schritt
zurück und hob abwehrend die Hände.
Können
wir jetzt endlich?, wollte Kasta wissen, nachdem der Disput
mehr oder weniger beigelegt worden war. Unter Gemurre setzte sich
die Gruppe in Bewegung, nachdem Dinnix mit Tayrén die Spitze
übernommen hatten. Dahinter marschierte Deeka, die kleine und
handliche Armbrust schussbereit, nachdem sie Dinnix darauf hingewiesen
hatte, dass Tayrén sehr schnell tot sein würde, wenn
er versuchen würde, sie hereinzulegen oder in eine Falle zu
locken. Da der Halbling verstanden hatte, woher die Narben im Gesicht
der Kriegerin stammten, hielt er den Mund und sagte gar nichts dazu.
Arkan folgte, dann Kasta, dahinter Nykor und Tek.
Dinnix blieb gelegentlich
stehen, musterte die Umgebung und schien irgendwie in der Luft zu
schnüffeln. Dann setzte er sich wieder in Bewegung, ohne seine
Peiniger eines Blickes zu würdigen.
Ich habe
es dir gesagt, maulte Deeka und wies auf die Halblinge. Es
sind Tiere.
Arkan zog ob dieser
Feststellung lediglich die Schultern in die Höhe und marschierte
weiter. Dinnix und seine Begleiterin legten ein erstaunliches Tempo
vor und Nykor ächzte mehr als einmal, da er zu dem normalen
Gepäck einen weiteren Beutel mit sich herum schleppte. Langsam
und doch beständig hielt die Dunkelheit Einzug und die Menschen
begannen an verschiedenen Stellen über aus dem Boden heraus
ragende Wurzeln zu stolpern. Schließlich blieb Dinnix stehen
und wandte sich direkt an Deeka.
Nimm die Waffe fort, forderte er nachdrücklich.
Wir möchten keinen Bolzen abbekommen, nur weil du stolperst.
Ich werde
dir zeigen, du kleiner Bastard ...!
Deeka!
Arkan wurde nachdrücklich. Er hat Recht. Leg zumindest
nicht mehr auf sie an. Wenn sie uns hätten hereinlegen wollen,
boten sich schon tausend Gelegenheiten.
Sprichst
du aus Erfahrung, Kleiner?, feixte die Amazone, nahm allerdings
dennoch die Waffe herunter. Was jetzt?, keifte sie Dinnix
an, der sich lediglich wieder zum Gehen wandte. Erneut setzte sich
die Gruppe in Bewegung, verhielt hier und dort zu einer kleinen
Erholungspause und schließlich blieb Dinnix stehen.
Noch etwa
fünfzig Schritte und ihr seid auf der Straße. Der
Halbling machte eine Bewegung mit dem Kopf und Kasta blickte neugierig
durch den nun doch recht dichten Bewuchs. Und tatsächlich konnte
man dort Fackeln und Leuchten an Fuhrwerken ausmachen. Selbst dumpfe
Geräusche schwer beladener Wagen drangen durch das dichte Unterholz
bis hierher.
Hoffnung regte sich in den genervten Menschen und selbst Kasta schloss
für einen Augenblick die Augen, um tief durchzuatmen. Es war
ein ungeschriebenes Gesetz, dass auf den Handelsstraßen Reisende
nichts von den Halblingen zu befürchten hatten. Ein Grund sicherlich,
warum die Elfen nichts gegen sie unternahmen.
Kasta ließ
sich von Nykor den Beutel geben, der doch ein beachtliches Gewicht
auszumachen schien.
Hätte
dir auch etwas früher einfallen können, murrte er
seinen Anführer an, der jedoch in keinster Weise darauf einging.
Dann gingen sie noch etwas näher an die Straße heran
und mussten die Halblinge nun doch ein wenig schieben.
Was soll das?, sträubte sich Dinnix schließlich
und brachte die Gruppe zum Stehen. Ihr wisst genau, dass sie
auf uns schießen werden, wenn wir auf die Straße kommen.
Du kommst
garantiert nicht mal bis auf die Straße, Herzchen! Deekas
Augen funkelten böse. Den Spaß werde ich mir nicht
nehmen lassen!
Schluss
jetzt! Kasta trat vor, nahm Arkans Waffe und durchschnitt
die Fesseln des Halblings, der seine blutigen Gelenke rieb. Dann
ließ er sich von dem maulenden Tek die Waffen der Gefangenen
und einen kleinen Kräuterbeutel geben und reichte die Utensilien
weiter.
Wie besprochen,
setzte er hinzu. Dann wandte er sich an seine Begleiter. Tek,
Nykor, Deeka. Geht schon einmal vor und sorgt für Transport.
Ich habe keine Lust, noch weiter zu laufen. Wir kommen nach und
entlassen die beiden hier, sobald ein Wagen hält.
Nur zu gerne kamen
sie der Aufforderung nach und eilten durch die Büsche zu Straße.
Dabei gingen sie etwas unwirsch zur Sache und verursachten eine
kleine Panik unter Fuhrleuten und den elfischen Wächtern. Die
Wachen sprangen vor, Elfen hielten Bögen und Armbrüste
auf sie gerichtet! Schnell erklärten sie sich und außerdem
erweckten sie nicht den Eindruck, vom Irrsinn umzingelt zu sein
und mit drei Leuten einen Überfall auf den Fen-Aurôgh
durchführen zu wollen. Am Rande der Straße blieben sie
stehen und starrten noch einmal ins Gebüsch zurück, während
ein Elf sich erklären ließ, dass sie sich verirrt hatten
und gleich noch zwei Gefährten auftauchen würden. Der
Elf war damit zufrieden und widmete sich wieder der Begleitung der
kleinen Karawane von Händlern, während Deeka und Tek nach
einem Wagen Ausschau hielten, der sie mitnehmen würde. Schon
nach wenigen Augenblicken hatten sie einen willigen Kaufmann gefunden,
der gegen ein kleines Entgelt auch Personen transportierte. Der
Wagen hielt an und Nykor pfiff seinem Anführer das vereinbarte
Zeichen.
***
Als der Pfiff
ertönte, drehte sich Kasta zu Arkan um und schlug diesen mit
einem Schlag nieder. Der Junge rührte sich nicht mehr und lag
bewusstlos auf dem Boden. Kasta bückte sich, während die
Halblinge die Szene irritiert beobachteten. Er zog einen kleinen
Lederbeutel mit Geld hervor, den er einsteckte, suchte noch weiter
und fand dies und jenes Utensil, welches er ebenfalls fortstreckte.
Dein Beweis
für eure Schwierigkeiten, meinte er schließlich
zu Dinnix, erhob sich und drückte dem Halbling auch noch das
Kurzschwert des jungen Menschen in die Hand. Verschnüren
müsst ihr ihn schon selbst. Und denkt daran, ihn zu knebeln,
ansonsten hetzt er euch noch jemanden von der Straße auf den
Hals. Ach, und Dinnix ..., setzte er hinzu, nachdem er sich
bereits zum Gehen gewandt hatte. Es tut mir leid. Aber anders
wären wir aus dem Wald nicht mehr mit heiler Haut zurück
gekommen. Mach es gut und vergiss mein Gesicht. Ich wünsche
euch viel Glück und lasst euch nicht von euren Clans einschüchtern!
Ohne einen weiteren
Blick auf Arkan zu verschwenden, trat er aus dem Gebüsch auf
die Straße, marschierte zu dem Wagen und schwang sich auf
die mit einer Plane überdachte Ladefläche.
Los gehts!,
rief er dem Kaufmann zu, der sein Gefährt selbst lenkte. Der
grinste sein breitestes Grinsen und fördete damit ein recht
marodes Gebiss zutage. Dann setzte er die Zugtiere in Bewegung und
reihte sich mit einigen Flüchen und Beschimpfungen in den unablässigen
Strom der Reisenden und Händler ein.
Wo ist Arkan?,
fragte Tek, obwohl er bereits vermutete, was geschehen sein mochte.
Kasta sah seinen Begleiter überrascht an, zog die Schultern
hoch und griente vor sich hin.
Du bist
ein Roka, Kasta, meinte Deeka böse und sah ihren Anführer
angewidert an. Hab ich dir schon einmal gesagt, dass du ein
verdammtes Roka bist?
Mehr als
einmal, Herzchen, erwiderte Kasta lakonisch und zog ein Stückchen
Dörrfleisch aus seinem Proviant hervor, auf dem er zu kauen
begann.
Verdammt,
Kasta, maulte Deeka, was hindert mich eigentlich daran,
dich hier und jetzt abzustechen?
Na, wenn
es schon nicht die Strafe ist, die dir die Elfen angedeihen lassen
würden, antwortete Kasta kauend, wirst du dich
immerhin daran erinnern, dass ihr unseren Auftraggeber nicht kennt
und nicht wisst, wo und wann die Beute abgeliefert und in Bares
ausgetauscht wird.
Roka!,
zischte Deeka wütend und lehnte sich zurück.
Ja, ja,
seufzte Kasta gespielt teilnahmsvoll.
***
Dinnix hatte in
der Zwischenzeit den bewusstlosen Arkan durchsucht und noch ein
kleines Stiefelmesser zutage gefördert. Als sich der Mensch
langsam regte, hockte er sich schnell und mit funkelnden Augen auf
Arkan und hielt ihm das Messer an die Kehle.
Scheiße!,
meinte Arkan, als er die Situation schließlich erkante. Er
zweifelte keinen Augenblick daran, gleich das Zeitliche zu segnen
und dann in Streifen geschnitten beim nächsten Fest als Hauptmahlzeit
für einen Halblingsclan zu enden. Doch dann sprang Dinnix von
seinem Opfer herunter und hielt ihm die Hand hin.
Steh auf,
forderte der Halbling den Menschen auf. Kasta hat dich hereingelegt
und dich als Opfer zurück gelassen. Aber so einfach mache ich
es ihm nicht. Wenn wir uns beeilen, können wir sie noch erreichen.
Wir?"
Arkan nahm nervös seine Waffe aus den Händen des Halblings
entgegen, während dieser Tayrén etwas erklärte.
Diese trat einen Schritt zurück und verschmolz mit dem Dunkel
der Nacht. Arkan zitterte.
Keine Angst,
meinte Dinnix. Niemand wird dir was tun. Jetzt lass uns gehen.
Auf die
Straße? Arkan wirkte ungläubig.
Warum nicht?
antwortete Dinnix und marschierte los. Arkan lief schnell hinterher,
und so erreichten sie wenige Augenblicke später die Straße.
Zwar rief der
Anblick eines bewaffneten Halblings nicht gerade Begeisterungsstürme
aus, aber die Elfen unternahmen nichts gegen sie. Dann setzten sie
sich in einen schnellen Marsch, umschritten langsamere Fahrzeuge
und hatten schließlich den Wagen des Kaufmannes in Sicht,
auf dessen Ladefläche sich Kasta und seine Leute wohl zum Schlafen
ausgestreckt hatten.
***
Vorsichtig näherten
sie sich dem Wagen und Dinnix schwang sich behende auf die Ladefläche.
Im magischen Licht eines kurzen Stabes, der in einer Halterung festgebunden
war, bot sich ein grausiges Szenario. Deeka, Nykor und auch Tek
lagen dort mit durchgeschnittenen Kehlen. Weiter vorne lag der von
hinterrücks erdolchte Kaufmann. Die Zugtiere folgten auch ohne
Anleitung dem Zug der Karawanen.
Der Boden war eine einzige Blutlache. Kasta war nirgends zu sehen,
und Arkan musste sich übergeben. Der Dolch im Rücken des
Kaufmannes stammte aus Arkans Besitz, ein Fetzen Papier mit etwas
darauf Gekritzeltem war am Heft befestigt. Mit dem Blut seiner nichts
ahnenden Opfer hatte Kasta seinen Plan vollends umgesetzt und abgeschlossen.
Ich spreche
eure Sprache, Dinnix hielt Arkan das Papier hin, lesen
kann ich sie nicht.
Der junge Mensch versuchte sich zu fassen und entfaltete das Papierstück.
Dann schüttelte er den Kopf.
Wie konnte
er das nur wissen?, Arkan war entsetzt. Wie konnte er
das nur wissen?
Was steht
da?, verlangte Dinnix energisch zu wissen.
Nicht schlecht,
Dinnix, zitierte Arkan Kastas Machwerk, aber noch nicht
gut genug. Aber du bist noch jung. Kasta.
Dinnix schaute
einen Augenblick verblüfft, dann sprang er vom Wagen und begann
damit, Kasta zu suchen. Aber auch für einen guten Spurenleser
war es in der Dunkelheit unmöglich, die Spur Kastas auf der
viel benutzten Straße aufzunehmen, zumal sie nicht wussten,
wann und wo er den Wagen verlassen hatte.
Hör
gut zu, wandte Dinnix sich schließlich an Arkan. Ich
kann nicht länger hier bleiben, denn sonst schieben sie mir
das hier in die Schuhe. Sieh zu, dass du herausfindest, wo sich
Kasta herumtreibt. Wenn du ihn gefunden hast, will ich es wissen.
Der Halbling griff
unter sein Hemd und zog schließlich einen Anhänger von
seltsamer Form hervor, den er Arkan hinhielt.
Hiermit
kannst du gefahrlos durch unsere Wälder gehen und wirst den
richtigen Weg zu unserem Lager finden. Trage ihn offen, so dass
ihn alle sehen können. Außerhalb des Waldes musst du
ihn verborgen halten. Ich will Kasta!
Mit zittriger
Hand nahm Arkan den Anhänger entgegen. Schon als er ihn berührte,
verspürte er einen bislang unbekannten Orientierungssinn und
wusste genau, wo er sich derzeit befand. Beeindruckt steckte er
das Relikt fort und bedankte sich bei Dinnix.
Arkan hielt Dinnix am Arm zurück.
Warum hast
du mich nicht getötet? wollte er wissen.
Weil ich
verrückt bin, antwortete Dinnix und sah den Menschen
mit ausdruckslosem Gesicht an. Das war Kastas Plan. Er spekulierte
darauf, dass ich dich nicht töten würde. Er ist außergewöhnlich.
Und er weiß, dass du lebst und ihn verfolgst. Also pass auf
dich auf.
Dinnix löste die Hand von seinem Arm und entfernte sich schnell
in den nahen Wald.
Er und Tayrén
würden daheim einiges zu berichten haben. Allerdings hatten
sie auch noch mehr zu erklären ...
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